Unternehmen Klassenerhalt
2014-05-08 20:00 von Carsten Dehmer
Egon Krien steht wie ein General auf dem Rand der Matte. Er gibt seiner Trainingsgruppe die Übung vor, zeigt sie kurz undüberlässt die Sportler dann sich selbst. Sie schwitzen, sie atmen schwer und vernehmlich, die Kräfte schwinden. „Eine Pause ist bei dieser Übung nicht vorgesehen“, sagt Krien. Er lächelt. Judo soll schließlich Spaß machen.
Krien bereitet im Keller der Sporthalle auf der Camper Höhe die Frauenmannschaft des VfL Stade auf den ersten Kampftag in der Zweiten Bundesliga vor. Weitere Sportler vervollständigen die Trainingsgruppe. Es sind Hobbysportler oder Männer aus dem Bezirksliga-Team des VfL.
Der erste Heimkampftag in der Bundesliga startet am kommenden Sonnabend um 16 Uhr in der Sporthalle an der Timm-Kröger-Straße. Die Frauen des VfL fordern den Brander TV aus Aachen und die Adler Bottrop heraus. Zwei Wochen später, am 24. Mai, kämpfen die Staderinnen an gleicher Stelle gegen den TuS Hermannsburg und Budokan Lübeck. Die Kampftage am 14. Juni und am 27. September finden auswärts statt. In Stella Bevergern kämpft der VfL gegen den Gastgeber und den MTV Vorsfelde. In Duisburg tritt Stade gegen den gastgebenden PSV und den JC Wermelskirchen an.
In der vergangenen Saison hat der VfL Stade am oberen Limit gekämpft. Der zweite Platz am Ende war selbst für den Verein überraschend. „Das Ergebnis zu wiederholen wird schwer“, sagt die erfahrenen Kämpferin und Sprecherin der Judo-Sparte beim VfL, Henrike Steffens. Stade stapelt lieber tief und ruft, wie immer, den Klassenerhalt als Ziel aus. Der Meister der zweiten Liga löst am Ende der Saison das Ticket für die erste, der Letzte steigt in die Regionalliga ab.
Trotz des zweiten Platzes in der Vorsaison zählt Steffens den VfL nicht zum Kreis der Favoriten. Die Rolle verteilt sie an den Erstligaabsteiger TuS Hermannsburg und an den PSV Duisburg, der in den vergangenen Jahren immer zu den konstantesten Mannschaften der zweiten Liga gehörte. Steffens schätzt den Gegner des ersten Kampftages, Brander TV, hoch ein. Die Aachenerinnen erkämpften sich nach dem Rückzug aus der ersten Liga jetzt wenigstens den Wiederaufstieg in die zweite.
Personell ist der VfL Stade gut aufgestellt. 25 bis 30 Kämpferinnen gehören zum erweiterten Pool der Mannschaft. In sieben Gewichtsklassen muss Trainer Egon Krien Kämpferinnen auf die Matte schicken. Aufgrund beruflicher Verpflichtungen oder des Studiums benötigt der VfL einen solch großen Kader. Madlin Rehr hat den VfL in Richtung KS Lüneburg verlassen. Hinzugekommen sind Barbara Jopek aus Polen, Alexia Gauß vom TV Eiche Horn Bremen und Beke von Ahnen aus Hollern-Twielenfleth. Aus der eigenen Jugend stieß Klara Skiera zur Bundesligamannschaft. Skiera gehört zum niedersächsischen Landeskader und belegte zuletzt Rang fünf bei den Norddeutschen und Rang drei bei den Landesmeisterschaften.
Gute Ergebnisse im Einzel lassen den Verein auf gute Ergebnisse in der Mannschaft hoffen. So wurden Anna Schütt und Sara Finke jeweils Zweite bei den Deutschen Pokalmeisterschaften im Dezember 2013. Sandra Freyberg errang Platz fünf bei den Deutschen U 21-Meisterschaften, Beke von Ahnen wurde Fünfte bei den Deutschen Pokalmeisterschaften. Beide feierten im März die Norddeutsche Meisterschaft. Neuzugang Barbara Jopek heimste bei Europa Cups mehrere vordere Platzierungen ein.
Lange dauert es, bis Trainer Egon Krien endlich etwas trainieren lässt, das nach Judo aussieht. Hüpfen, Liegestütze, Sprünge, Ausfallschritte – ganze Serien ließ er im Aufwärmprogramm absolvieren. Warm geworden ist den Judoka. Ob sie heiß sind auf die Bundesliga, zeigt sich am Sonnabend.
Quelle: www.tageblatt.de vom 08.05.2014
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