Stader Tageblatt: Bischofs goldener Moment
2011-02-25 08:16 von Carsten Meyer
Bischofs goldener Moment
Judo-Olympiasieger Ole Bischof trainiert den VfL Stade - Im TAGEBLATT-Interview erzählt er warum
STADE. Der Judo-Olympiasieger von Peking 2008, Ole Bischof, ist am 26. und 27. März zu Gast in Stade. Auf Initiative der Judoabteilung des VfL Stade und der Elbe-Kliniken trainiert Bischof an diesem Wochenende die Judoka des Vereins zum Start der bevorstehenden Wettkampfsaison. TAGEBLATT-Redakteur Daniel Berlin hat mit Ole Bischof über seine Motivation gesprochen, darüber, dass Judo mehr als ein Sport ist und was Bischof den Stader Judoka in der Kürze der Zeit überhaupt vermitteln kann.
TAGEBLATT: Was sagen Sie kleinen Judoka, die den Traum haben, Olympiasieger zu werden?
Ole Bischof: Beim Judo-Lehrgang in Stade geht es vor allem um den Spaß, aber natürlich wird auch gekämpft. Klar ist, nicht jeder kann Olympiasieger werden. Judo darf man nicht nur auf den Leistungssport herunterbrechen. Judo ist eine Lebenseinstellung, wir sind fair zum Partner, mutig, höflich und sozial. Judo transportiert Werte.
TAGEBLATT: Ist das Training mit den Kindern für sie Berufung, Pflicht oder einfach nur eine Spaßveranstaltung?
Ole Bischof: Alles. Ich arbeite gern mit Menschen. Wenn ich die strahlenden Kinderaugen sehe, habe ich natürlich Spaß. Wir haben etwa 200 000 Judoka in Deutschland. Die Hälfte davon sind Kinder und Jugendliche. Viele probieren sich aus. Bei einigen verläuft es sich dann wieder.
TAGEBLATT: Deutschland ist ein Land der Fußballer. Wie schnell gerät ein deutscher Olympiasieger im Judo in Vergessenheit?
Ole Bischof: Das kommt auf die Persönlichkeit an. Die Nachricht an sich ist einen Tag lang interessant. Aber in Peking war ich der einzige Kampfsportler, der eine Goldmedaille gewonnen hat. Das sorgte für eine gewisse Nachhaltigkeit. Es ist auch nicht gut, immer im Mittelpunkt zu stehen.
TAGEBLATT: Was machen Sie für die Popularität des Sports?
Ole Bischof: Meine Trainingsgruppe und ich versuchen, Erfolge zu erzielen.
TAGEBLATT: Wissen Sie, wo Stade liegt?
Ole Bischof: Etwa eine Stunde westlich von Hamburg. Leider war ich aber noch nie da. Thomas Kaiser vom VfL Stade hat mich eingeladen und erklärt, was der Verein vorhat. Der Verein ist sehr aktiv - das finde ich großartig. Ich denke, er hat mich angesprochen, da meine Trainings in Hamburg und Schleswig-Holstein bei den Teilnehmern sehr gut angekommen sind.
TAGEBLATT: Bestreiten Sie Ihren Lebensunterhalt mit diesen Trainings?
Ole Bischof: Es ist eine Mischung aus dem Geld der Sponsoren, den Preisgeldern und den Honoraren für das Training. Ich bin derzeit Vollprofi. Davon gibt es in Deutschland nicht viele.
TAGEBLATT: Was können Sie den Stadern in so kurzer Zeit vermitteln?
Ole Bischof: Ich kann ihnen meine Bewegungen zeigen. Die sind anders, als die der Judoka, die nicht so häufig auf der Matte stehen. Sie sehen, wie ich mich auf der Matte verhalte. Ich kann ihnen Techniken zeigen. Damit die auf hohem Niveau funktionieren, muss auch ich sie allerdings zehntausendmal üben.
Zur Person
Ole Bischof wurde am 27. August 1979 in Reutlingen geboren. Er startet für die TSG Reutlingen in der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm. Bischof trägt den vierten Dan. Seine größten Erfolge: Olympiasieg in Peking 2008, Grandprix-Sieger 2010, Europameister 2005 und Deutscher Meister 2004. Bischof trainiert zwei- bis dreimal am Tag und etwa 15 Wochen pro Jahr im Ausland, vor allem in Japan, Korea und Russland. Seine Spezialtechniken sind Seoi-Nage und Uchi-Mata. Bischof ist Kapitän der deutschen Judomannschaft. Das nächste Ziel ist die Weltmeisterschaft in Paris.
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